Gründungsjahr 1895
Als Gründungsjahr gilt für den Gebirgstracht-Erhaltungsverein Bergen das Jahr 1895. Am 4.Sept. 1895 wurden beim Kgl. Bezirksamt Traunstein die Statuten zur Vorlage gebracht. Über die Gründungsmitglieder, die Vorstandschaft und die ersten Aktivitäten gibt es weder schriftliche Aufzeichnungen noch Erinnerungen. Aus dem Mitgliederverzeichnis des Gauverbandes 1 ist ersichtlich, daß der Beitritt zum Gauverband am 24.09.1897 erfolgte. Fest steht jedoch, daß im Dorf zwei Vereine mit dem selben Namen bestanden, die sich erst 1918 zu einem Verein zusammengeschlossen haben.
Als Gründungsvorstand des Stammvereins wurde Friseur Josef Fanderl gewählt, der dieses Amt bis 1897 inne hatte. Sein Nachfolger wurde Schreinermeister Georg Oberauer. Schon 1899 folgte als Vorsitzender Bäckermeister August Jüngling, der elf Jahre im Amt blieb. Von 1911 bis 1919 war August Jüngling Gauvorstand des Gauverbandes 1. In seine Amtszeit fiel 1902 die Durchführung des Gaufestes des Gauverbandes 1 in Bergen.Die erste Fahne des Bergener Stammvereins, gestiftet von Freiherr von Cramer-Klett aus Aschau, wurde im Jahre 1906 in Maria Eck geweiht. Freiherr von Cramer-Klett, Protektor des Gauverbandes der oberbayrischen Gebirgstrachten-Erhaltungs-Vereine war auch Ehrenvorstand des Bergener Vereins, er wurde 1925 letztmals erwähnt.
Der erste Vereinsball fand am 15. Januar 1911, die letzte Generalversammlung vor dem ersten Weltkrieg am 6. Dezember 1912 statt. In den folgenden Jahren mußten die Beiträge aufgrund des Geldwertverfalles kräftig angehoben werden. 1924 beteiligte sich der Verein an drei Fahnenweihen, zwei Gründungsfesten und am Gaufest. Im Jahr 1925 wählte die Generalversammlung den Sägewerksbesitzer Egid Oberauer zum Vorstand. In dessen Amtszeit fiel das 30jährige Gründungsfest mit Trachtenschau. Es beteiligten sich 60 Vereine und acht Musikkapellen. Am Vorabend kündigten Bergfeuer das festliche Ereignis an. Die Predigt beim Festgottesdienst stand ganz unter dem Thema der im Krieg gewachsenen Kameradschaft, des Gedenkens an die gefallenen Mitglieder und des Dankes für die glückliche Heimkehr. Die damals noch in Blüte stehende Maxhütte öffnete den Besuchern die Tore der Werksanlage zur Besichtigung. Der seinerzeitige Gauvorstand Thomas Bacher erhielt ein von der Maxhütte gestiftetes Kreuz.
1926 wurde Valentin Stief Vorstand des Vereins. In den folgenden Jahren begann eine eifrige Vereinstätigkeit. Es wurden auswärtige Gaufeste, Gründungsfeste und Fahnenweihen besucht. Regelmäßig fanden Plattler- und Tanzproben statt, aber auch Almtänze und Kranzl. 1929 wurde Kasper Berger und 1930 wieder Valentin Stief zum Vorsitzenden gewählt. Der gemeinsame Bezug von Trachtenhüten wurde organisiert. Den Dirndln wurde die Aufnahme in den Trachtenverein verweigert.
In den folgenden Jahren wechselten die Vorstände des öfteren : 1934 Albert Steiner, 1935 Johann Bernhofer, 1936 Albert Steiner und von 1937 bis 1939 wieder Johann Bernhofer. Im Jahre 1935 wäre das 40jährige Gründungsfest fällig gewesen, wegen der damals grassierten Kinderlähmung mußte dieses Fest aber auf 1936 verschoben werden.Es begann der 2.Weltkrieg und aus verständlichen Gründen ruhte das Vereinsleben fast völlig. Als letzte Eintragung wurde im Protokollbuch vermerkt, daß nun doch auch Dirndl aufgenommen werden können.
1946 übernahm Josef Aschl das in dieser Zeit besonders schwere Amt des Vorstandes. Das fällige 50jährige Gründungfest mußte wegen der Ungunst der Zeit auf einen späteren Termin verlegt werden. Von 1948 bis 1965 stand Johann Bernhofer dem Verein vor. Nachdem er bereits in den dreißiger Jahren amtierte, brachte er es auf insgesamt zwanzig Vorstandsjahre. Als dann in den Jahren 1948/49 mit der Geldwertstabilisierung und dem Anlaufen der Wirtschaft allmählich wieder normale Verhältnisse einkehrten, kam auch das Vereinsleben wieder in Schwung. Das Anliegen einer neuen Vereinsfahne konnte in Angriff genommen werden. Eine Faschingshochzeit mit allem Drum und Dran und vielen originellen Einfällen wurde ausgerichtet.
Am 14. Mai 1950 wurde die neue, mit viel Mühe und Spenden erworbene zweite Vereinsfahne geweiht, wobei der GTEV “D`Grühabinga” Hohenaschau vom Chiemgau-Alpenverband die Patenschaft übernahm.Mit dem Geschmack wächst der Appetit, so könnte man schreiben, wenn hier das Bemühen des Vereins um die Abhaltung des Gaufestes im Jahr 1953 angedeutet wird. Die Beteiligung von 110 Vereinen mit 4.400 Trachtlern und 19 Musikkapellen sowie etwa 7.000 die Straßen säumenden Zuschauern war für die damalige Zeit einfach großartig.
1965 wurde das 70jährige Gründungsfest in größerem Rahmen gefeiert. 1.Vorstand war ab 1965 Thomas Buchner. Ihn löste 1973 Sebastian Aschl ab, der es auf 18 Vorstandsjahre brachte.1978 wurde nach 20 Jahren wieder der historische Pfannerflickertanz aufgeführt.
Im Juli 1980 feierte der Verein das 85jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe. Pate stand auch dieses Mal wieder der Verein “D`Grühabinga” aus Hohenaschau. Insgesamt waren 45 Vereine mit 10 Musikkapellen und 3.000 Trachtler beteiligt. Im selben Jahr konnte das Vereinsheim, mit dessen Ausbau 1979 begonnen worden war, in der Turnhalle der Gemeinde Bergen bezogen werden.
Das 90jährige Gründungsfest wurde am Kirchweihsamstag 1985 mit einem großen Festabend, im den von Röckifrauen wunderschön geschmückten Kursaal gefeiert.Im August 1986 beteiligten sich die Aktiven beim 1.internationalen Folkloretag am Hochfelln und ebenfalls im August fand die 100-Jahr-Feier des Hochfellnkreuzes mit Wiederweihe des renovierten Kreuzes statt. Das ganze Dorf war auf den Beinen, als sich Sigi Rappl und Christa Markreiter bei der Faschingshochzeit im Februar 1989 das Ja-Wort geben.
Im Jahr 1990 übernahm Hans Gstatter das Amt des 1.Vorstands. Am 20. November 1994 konnte unsere inzwischen restaurierte Gründungsfahne aus dem Jahr 1906 im Rahmen unseres Jahrtages wiedergeweiht werden.1994 wurde am Faschingssonntag der Pfannerflickertanz wieder aufgeführt. Dieser sollte nach einem Beschluß des GTEV Bergen jetzt alle 10 Jahre vorgeführt werden.
Nach fast zweimonatigem Dauerregen konnte das 100.jähr. Gründungsjubiläum mit einer Festwoche vom 1. bis 9. Juli 1995 mit 48 Vereinen, 6 Ortsvereinen, 16 Musikkapellen und insgesamt über 3000 Teilnehmern bei hochsommerlichen Temperaturen gefeiert werden. Bierausschank in der Festwoche von über 100 hl Bier. Während der Festwoche fand im Heimatmuseum “Blauer Anger” eine Foto- und Trachtenausstellung statt.
Im Nov. 1996 übernimmt Hans-Peter Speckbacher das Amt des 1. Vorstandes. In einer Rekordbauzeit vom 12.März bis 8.April 1998 mit 1238 Arbeitsstunden von allen Beteiligten (Gem. Bergen / Feuerwehr / Bergwacht / Trachtenverein) wird an der Auer-Str. der neue Vereins-Gerätestadl errichtet, in dem seither auch unser alljährliches Weinfest veranstaltet wird. Nach 10 Jahren findet am 14. Febr. 1999 wieder die traditionelle Bergener Faschingshochzeit statt.
Am 29. Juli 2000 Einweihung unseres neuen Vereinsheimes im Anbau an den neuen Festsaal, nachdem das alte Vereinsheim für Schulräume benötigt wurde. Mehr als 800 Stunden Arbeitseinsatz wurden für den Ausbau in vereinseigener Regie geleistet. Taferltragen der Kinder beim Einzug der Nationen anlässlich der Eröffnungsfeier zur Berglauf- Weltmeisterschaft am 8. Sept. 2000 und Gestaltung des Begrüßungsabends.
Im Jahre 2005 wurde das 110-jährige Bestehen des Vereins mit einem Festjahr gefeiert. Im gesamten
Jahresverlauf fanden besondere Veranstaltungen des Trachtenvereins statt, die das Jubiläumsjahr zum Ausdruck bringen sollten. Ein Höhepunkt im Veranstaltungsjahr war der Handwerker-Tag rund um das ehemalige Maxhüttengelände. Bereits Monate zuvor wurden „alte“ Bergener Handwerker mobilisiert und die einzelnen
Stationen vorbereitet. Vom Holzbrunnen hacken, Deicheln bohren, früherer Maurerarbeiten mit Schlackensteinen aus der Maxhütte bis zum Anfertigen von Heuhiefen war viel alte Handwerkskunst zu bewundern. Das Festjahr rundeten ein Festabend und ein großes Sänger- und Musikantentreffen im Festsaal ab.
Als eine Besonderheit im G.T.E.V. Bergen sind neben der Historischen Trachtengruppe auch die Pfannenflicker
zu erwähnen. Die Gruppe der Pfannenflicker besteht aus 8 „Trachtenpaaren“, die jedoch alle aus ledigen Buam des Trachtenvereins gebildet werden. Der „Pfannenflicker-Tanz“ lässt sich lückenlos bis zum Jahre 1909 zurückverfolgen und kommt in der Regel alle 10 Jahre am Faschingssonntag in den Ortsteilen von
Bergen zur Aufführung.
Veränderungen im Tourismusbereich in den vergangenen Jahrzehnten machten auch vor unserem
Verein nicht halt. Der Rückgang der Übernachtungszahlen in den 90er Jahren machten die Heimatabende und Almtänze im Festsaal immer mehr zu unrentablen Veranstaltungen. Alle Bemühungen, wieder mehr Publikum zu diesen Brauchtumsabenden zu gewinnen, waren vergebens. Letztendlich entschied man sich
im Jahre 2007, die Heimatabende in dieser Form nicht mehr zu veranstalten. Das so entstandene Problem,
keine festen Auftrittsmöglichkeiten im Jahreslauf mehr zu haben, musste gelöst werden. Die zu dieser Zeit ins Leben gerufenen Kurparkfeste mussten meist wegen schlechter Witterung wieder abgesagt werden. Nach einiger Zeit der Suche bot sich hier die neu eröffnete „Zirmstiftung Schusterhof“ auf dem Schellenberg an. Der Schusterhof stellt eine ideale Örtlichkeit für den Verein dar – die Geburtsstunde unserer Obstangerfeste. Ideal auch deshalb, weil bei schöner Witterung der Obstanger des Schusterhofes als Veranstaltungsgelände dient,
bei schlechter Witterung kann auf die ehemalige „Heurem“, die als Veranstaltungssaal ausgebaut ist, ausgewichen werden.
Gleichzeitig erfuhr der Verein nach der Jahrtausendwende –nicht zuletzt durch hervorragende und konsequente Jugendarbeit – nach und nach einen enormen Aufschwung. Knapp 40 aktive Dirndl und Buam konnte der Verein für einige Zeit sein Eigen nennen. So war es auch möglich, zum 125-jährigen Gründungsfest unseres Patenvereins „D’Griabinga“ Hohenaschau im Jahre 2009 den Kronentanz mit 16 Trachtenpaaren zur Aufführung zu bringen. Um den Nachwuchs im Verein ist es derzeit ebenfalls gut bestellt, da die Kinder- und Jugendgruppe im Jahr 2013 über 60 Mitglieder zählt.